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Notfall-Reanimation: So rettest du Leben mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)

Mitten im Wohnzimmer, beim Einkaufen oder auf der Straße: Ein Herz-Kreislauf-Stillstand kommt meist ohne Vorwarnung. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) ist in diesem Moment entscheidend. Laut dem Jahresbericht 2023 des Deutschen Reanimationsregisters sind allein im vorletzten Jahr mindestens 55.000 Menschen vom Rettungsdienst nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand reanimiert worden.

Die meisten Betroffenen, rund 70 %, erlitten einen Herz-Kreislaufstillstand in ihrem Zuhause. Durchschnittlich dauert es 6 Minuten und 48 Sekunden, bis der Rettungsdienst vor Ort eintrifft – zu lang, wenn in der Zwischenzeit niemand handelt und mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnt.

Dabei ist schnelles Handeln durch Ersthelfende buchstäblich lebensrettend: Bei 50,7 %, also 27.885 Fällen, wurde im Jahr 2023 bereits vor Ankunft der Rettungskräfte mit Wiederbelebungsmaßnahmen durch Ersthelferinnen oder First Responder begonnen. Von den Ersthelferinnen haben 33 % eine Herz-Lungen-Wiederbelebung mithilfe telefonischer Anleitung durch die Leitstelle durchgeführt, eine Zahl, die in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. Das zeigt: Viele Menschen sind bereit zu helfen. Doch im Notfall zählt jede Sekunde – und wer die richtigen Handgriffe kennt, kann ohne Zögern handeln.

Genau deshalb ist ein Erste-Hilfe-Kurs so wichtig: Er gibt Sicherheit, schafft Routine und kann am Ende den Unterschied zwischen Leben und Tod machen.

Du willst bereits im Vorfeld wissen, wie genau eine Reanimation abläuft? Im nächsten Abschnitt zeigen wir dir Schritt für Schritt, worauf es bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung ankommt.

Was ist das Ziel einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)?

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung wird bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand durchgeführt, um die Sauerstoffversorgung von Gehirn und lebenswichtigen Organen aufrechtzuerhalten und bleibende Schäden zu vermeiden. Durch die Herzdruckmassage wird ein minimaler Blutfluss erzeugt, der Sauerstoff transportiert. Die Beatmung sorgt (sofern durchgeführt) für zusätzlichen Gasaustausch in der Lunge. Jede Minute ohne Maßnahme senkt die Überlebenschance um ca. 10 %!

Woran erkenne ich einen Herz-Kreislauf-Stillstand?

Einen Herz-Kreislaufstillstand erkennt man daran, dass:

  • Keine Reaktion auf Ansprache oder Berührung erfolgt

  • Keine normale Atmung vorhanden ist (dazu zählt auch Schnappatmung)

  • Kein Puls tastbar ist

Was ist Schnappatmung – und warum gilt sie als Zeichen für Reanimationspflicht?

Schnappatmung tritt häufig kurz nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand auf und ist kein Zeichen normaler Atmung, sondern ein Reflex des Gehirns auf fehlende Sauerstoffversorgung. Sie klingt oft erschreckend – keuchend, stöhnend, tief ziehend und unregelmäßig.

Wie unterscheide ich Schnappatmung von einer Hyperventilation?

Merkmale von Schnappatmung:

  • Einzelne, tiefe Atemzüge im großen Abstand (oft länger als 10 Sekunden)

  • Kein regelmäßiger Atemrhythmus

  • Unwillkürlich, nicht bewusst gesteuert

  • Wirkt manchmal wie Röcheln oder nach Luft schnappen

  • Keine sichtbare Brustkorbbewegung oder nur minimale, unregelmäßige

Merkmale einer Hyperventilation:

  • Schnell, flach, regelmäßig

  • Meist ausgelöst durch Angst/Panik

  • Bei Bewusstsein (Person reagiert und kann sprechen oder sich bewegen)

  • Oft begleitet von Kribbeln, Verkrampfungen der Hände

→ Eine Person mit Hyperventilation ist ansprechbar – jemand mit Schnappatmung nicht! Daher merke: Keine normale Atmung + keine Reaktion = Herz-Lungen-Wiederbelebung starten!

Notruf 112: Sofortige Alarmierung rettet Leben

Es ist wichtig, immer sofort den Notruf abzusetzen – entweder selbst oder andere gezielt ansprechen und auffordern, den Notruf zu wählen. Während der Herz-Lungen-Wiederbelebung kann es ebenfalls hilfreich sein, die Lautsprecherfunktion zu nutzen, sodass die Leitstelle anleiten kann.

Teilnehmer üben Herz-Lungen-Wiederbelebung während eines Erste-Hilfe-Kurses, Erste-Hilfe-Akademie Logo sichtbar.
Personen führen Herz-Lungen-Wiederbelebung im Park durch, Erste-Hilfe-Akademie Logo sichtbar.

Schritt-für-Schritt-Anleitung der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)

Schritt 1: Herzdruckmassage – Kernmaßnahme der HLW

1. Patient vorbereiten:

  • Person wenn möglich auf festen, ebenen Untergrund legen (auf keinen Fall im Bett!)

  • Kleidung im Brustbereich entfernen

2. Position der Hände:

  • Untere Hälfte des Brustbeins ertasten (Mitte zwischen den Brustwarzen)

  • Handballen einer Hand aufsetzen, andere Hand darüberlegen

  • Finger verschränken

3. Körperhaltung:

  • Schultern direkt über den Händen

  • Arme gestreckt, Ellbogen nicht beugen

  • Mit dem ganzen Körpergewicht arbeiten

4. Drucktechnik:

  • Drucktiefe bei Erwachsenen: 5–6 cm

  • Druckfrequenz: 100–120 pro Minute

  • Nach jeder Kompression den Brustkorb vollständig entlasten

Keine Pausen machen, außer zur Beatmung oder AED-Anwendung! Im Idealfall alle 2 Minuten mit einer anderen Person abwechseln.

Schritt 2: Beatmung – Sauerstoff ins System bringen

Wann ist es sinnvoll?

  • Bei Erwachsenen: Optional – wenn du dich sicher fühlst

  • Bei Kindern/Säuglingen: Pflicht, da meist Atemstillstand die Ursache ist

Vorgehen:

  1. Kopf überstrecken:

    • Eine Hand auf die Stirn, andere unter das Kinn

    • Kopf neigen, Kinn anheben

  2. Mund-zu-Mund-Beatmung:

    • Nase zuhalten

    • Mund vollständig umschließen

    • 2 ruhige Atemstöße geben – je ca. 1 Sekunde

    • Brustkorb muss sich sichtbar heben

  3. Falls keine Hebung sichtbar:

    • Mund neu positionieren

    • Atemwege auf Fremdkörper prüfen

  4. Wieder in den Rhythmus:

    • 30:2 → Nach 30 Kompressionen 2 Beatmungen

    • Dann sofort weitermachen mit der Herzdruckmassage

Schritt 3: AED (Automatisierter Externer Defibrillator)

Wenn ein AED in der Nähe ist, sollte er immer eingesetzt werden. Das Gerät erkennt automatisch, ob ein Schock erforderlich ist!

Vorgehen:

  1. Gerät einschalten

  2. Elektroden anbringen:

    • Eine oben rechts auf die Brust

    • Eine unten links unter der Achsel

  3. Anweisungen befolgen:

    • AED analysiert den Herzrhythmus – nicht berühren währenddessen!

  4. Schock abgeben (nur wenn Gerät dies anweist)

  5. Danach sofort weiter mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung

    -> Hier seht ihr die Bedienung eines AED-Gerätes (Link zum Video)

Fazit: Herz-Lungen-Wiederbelebung rettet Leben!

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland mindestens 55.000 Menschen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand reanimiert. Der durchschnittliche Patient ist etwa 70 Jahre alt, der Anteil der über 80-Jährigen steigt stetig. Die meisten Herz-Kreislauf-Stillstände passieren zu Hause (69,9 %) und betreffen zu 65,7 % Männer.

Schnelles Handeln durch eine sofortige Herz-Lungen-Wiederbelebung erhöht die Überlebenschancen drastisch. Ohne sofortige Reanimation sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 % pro Minute.

Die Ersthelfer-Reanimationsquote liegt bei nur 50,7 %. Jeder von uns kann Leben retten. Ein Erste-Hilfe-Kurs vermittelt nicht nur das nötige Wissen, sondern auch die Sicherheit, im Ernstfall richtig zu handeln.

 

Werde selbst zum Lebensretter und melde dich heute an. Es könnte deine Familie, deine Freunde oder du selbst sein, die auf schnelle Hilfe angewiesen sind.

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