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Ertrinkungsunfälle: Erste Hilfe, Prävention und lebensrettende Maßnahmen

Überlebenswissen für den Sommer: Erste Hilfe bei Ertrinkungsunfälle

Ein Sommertag am See. Lachen, Grillgeruch, laute Musik. Kinder toben am Ufer, spielen, planschen – und plötzlich ist es still. Kein Schrei, kein Platschen. Nur ein kurzes, unscheinbares Verschwinden unter Wasser. Sekunden entscheiden. Und oft merkt es niemand.

Ertrinken passiert leise. Kein Winken, kein Rufen. Die meisten glauben, sie würden es sofort sehen. Aber jedes Jahr sterben in Deutschland hunderte Menschen – viele davon Kinder. Laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) wurden im vergangenen Jahr (2024) 411 Ertrinkungsunfälle in Gewässern verzeichnet. Es wird auch deutlich – die Zahl der Todesfälle steigt von Jahr zu Jahr an. Besonders gefährlich sind Badeseen, Flüsse und selbst kleine Planschbecken im Garten. Und die Gefahr lauert nicht nur im Urlaub, auch an oder nach Regentagen. Kinder können schon in wenigen Zentimetern Wasser ertrinken. Und obwohl viele Erwachsene dabei sind, sieht oft niemand genau hin. Jeder denkt: Die anderen passen ja auf.

Warum es jeden treffen kann. Warum Wissen über Erste Hilfe den Unterschied macht. Und was Sie tun können, um Leben zu retten – darum geht es in diesem Beitrag.

Kindersicherheit am Wasser: So verhindern Sie Ertrinkungsunfälle

Kinder gehören zur Hochrisikogruppe bei Ertrinkungsunfälle. Ihre körperlichen Voraussetzungen, mangelnde Erfahrung und oft unterschätzte Gefahren führen dazu, dass sie besonders gefährdet sind. Umso wichtiger ist es, dass Eltern, Erziehungsberechtigte und alle Aufsichtspersonen stets aufmerksam bleiben und Verantwortung übernehmen.

Wenn Sie selbst einmal kurz abgelenkt sind oder eine Pause brauchen: Sprechen Sie aktiv eine andere erwachsene Person an und übergeben Sie die Aufsicht klar und direkt. Nur so lässt sich der sogenannte Bystander-Effekt (Zuschauereffekt) vermeiden – ein sozialpsychologisches Phänomen, bei dem in Gruppen oft niemand handelt, weil alle denken, jemand anderes werde schon eingreifen.

Was Sie zusätzlich tun können, um Ertrinkungsunfälle zu vermeiden:

  • Umzäunung von Pools oder Teichen: mindestens 1,2 m hoch, abschließbar, robuste Schutzbarriere.
  • Konstante Beaufsichtigung: Augenfällig, am besten durch eine benannte Aufsichtsperson.
  • Frühe Schwimmausbildung & Aufklärung: Auch Kleinkinder schon früh an Technik und richtiges Verhalten im Wasser heranführen.
  • Lebensrettende Maßnahmen bereits im Kleinstkindalter thematisieren: z. B. im Kindergarten.

Wichtige Regeln in der Badesaison – Schutz vor Ertrinkungsunfälle

An heißen Sommertagen zieht es viele Menschen an Badeseen, Flüsse und Schwimmbäder. Aber aufgepasst, ob Badesee, Fluss oder Küste – wer in der Natur badet, muss sich an klare Regeln halten. Denn nicht jeder Ort ist zum Schwimmen freigegeben – und selbst dort, wo es erlaubt ist, lauern oft unsichtbare Gefahren:

Das sollten Sie beachten:

  • Nur an freigegebenen Badestellen baden.
  • Warnschilder ernst nehmen.
  • Nie kopfüber ins unbekannte Wasser springen.
  • Nicht alleine baden gehen.
  • Alkohol und Schwimmen? Lebensgefährlich.
  • Boote, Surfer, SUPs – Sicherheitsabstand halten.
  • Kälteschock nicht unterschätzen.
Rettungssituation bei Ertrinkungsunfälle – Erste Hilfe am Wasser

Das richtige Verhalten bei Ertrinkungsunfälle

Ertrinkungsunfälle geschehen oft lautlos – und überraschend schnell. Anders als in Filmen fehlt das dramatische Strampeln oder Rufen. Wer zu ertrinken droht, kann meist keine Hilfe mehr rufen. Umso wichtiger ist es, dass geschulte Rettungsschwimmer*innen und aufmerksame Personen in der Nähe frühzeitig Anzeichen erkennen – und im Notfall sofort eingreifen.

So handeln Sie richtig, wenn ein Kind oder eine Person in Not geraten:

1. Notfall erkennen

  • Kind/Person ist reglos, kann nicht (mehr) schwimmen, der Kopf taucht unter Wasser.
  • Zeigt Panik-Anzeichen: Paddelbewegungen, rudernde Arme, verzweifelter Blick.

2. Eigenschutz

Ersthelfer*innen müssen sich selbst schützen (z. B. Rettungsweste), springen nie ohne Sicherung ins Wasser.

3. Hilfsmittel wenn möglich zuerst einsetzen

Nutzen Sie möglichst einen Rettungsring, einen Ast, eine Angelstange, einen Gürtel oder ähnliches, um die Person ans Ufer zu ziehen – niemals direkt die Hand reichen, da Ertrinkende aus Panik klammern und Retter mit hinunterziehen können.

4. Rettungstechnik anwenden

  • Von hinten an die betroffene Person heranschwimmen.
  • Brustkorb oder Achseln von hinten umfassen, Kopf über Wasser halten.
  • Person in Rückenlage mit sicherem Abstand vom Kopf zum Ufer oder Beckenrand ziehen.
  • Augen-, Mund- und Nasenkontakt frei von Wasser halten.
  • Bei Bewusstlosen: Kopf über Wasser stabilisieren und Hilfe holen.

5. Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)

  • Bewusstsein & Atmung prüfen.
  • Bei keiner Atmung:
    • 30x Herzdruckmassage (Tiefe 5–6 cm, Tempo 100–120/min)
    • 2x Beatmung mit Mund-zu-Mund-Technik
    • Fortsetzen bis professionelle Hilfe eintrifft

6. Sekundäre Maßnahmen

  • Beachten Sie Lungeninsufflation (Gefahr von Aspiration).
  • Stabile Seitenlage bei Bewusstlosen.
  • Wärmeerhalt durch Decke oder trockene Kleidung.

Fazit: Wachsamkeit rettet Leben

Bleiben Sie wachsam – vor allem, wenn Kinder in der Nähe von Wasser spielen oder baden. Eine gute Vorbereitung ist entscheidend bei möglichen Ertrinkungsunfälle: Ein Erste-Hilfe-Kurs vermittelt nicht nur lebenswichtige Techniken, sondern gibt auch Sicherheit im Ernstfall. Wer Gefahren früh erkennt und weiß, was zu tun ist, kann schnell und entschlossen handeln.

Achten Sie vor dem Baden immer auf sichere Rahmenbedingungen: Gibt es Rettungspersonal? Sind Rettungsmittel wie Ringe oder Stangen vorhanden? Wo befinden sich Fluchtwege und wie erreichen Sie im Notfall den Rettungsdienst?

Je besser Sie vorbereitet sind, desto größer ist die Chance, im Ernstfall nicht zu zögern – sondern Leben zu retten.

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