Atemnot erkennen, handeln, helfen: Erste Hilfe bei Asthma-Anfällen
Keine Luft? – eine der beängstigendsten Notfallsituationen
Atemnot gehört zu den beängstigendsten medizinischen Notfällen – für Betroffene ebenso wie für Ersthelfende. Besonders bei einem akuten Asthma-Anfall zählt jede Sekunde: Schnelles, richtiges Handeln kann hier Leben retten. Doch nicht jede Atemnot bedeutet automatisch Asthma – und nicht jeder Asthma-Anfall ist sofort als solcher zu erkennen. Deshalb ist es wichtig, zunächst zu verstehen, was es genau ist – und welche Ursachen dahinterstecken können.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Atemnot sicher erkennen, was Sie im Ernstfall tun sollten und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem Asthma-Anfall tatsächlich helfen.
Was ist Atemnot – und wie äußert sie sich?
Wer schon einmal unter Luftnot gelitten hat, weiß: Es ist eine Erfahrung, die Angst macht und einen bis ins Mark erschrecken kann. Medizinisch als Dyspnoe bezeichnet, beschreibt Atemnot das subjektive Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Sie kann sich schleichend entwickeln oder ganz plötzlich auftreten. Häufige Begleiterscheinungen sind Kurzatmigkeit, ein Engegefühl in der Brust, Keuchen oder sichtbare Angst und Panik.
Ursachen für Atemnot
Atemnot ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom – und kann durch zahlreiche medizinische Ursachen ausgelöst werden. Dazu zählen etwa:
-
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
-
Infektionen der Atemwege wie Lungenentzündung oder COVID-19
-
allergische Reaktionen, etwa auf Insektenstiche oder Nahrungsmittel
-
psychische Ursachen, zum Beispiel bei Panikattacken
-
chronische Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale oder COPD
Ein besonders bekannter Auslöser von plötzlicher Atemnot ist der Asthma-Anfall, welcher durch eine chronische Erkrankung verursacht wird.
Asthma bronchiale – eine häufige Ursache für akute Atemnot
Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, bei der es zu einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Reizen kommt. Bei einem akuten Asthma-Anfall verengen sich die Bronchien, die Schleimhäute schwellen an und vermehrter Schleim blockiert zusätzlich die Luftwege – die Folge: Atemnot, Husten, Keuchen und Engegefühl.
Asthma kann in jedem Alter auftreten, betrifft aber besonders häufig Kinder und junge Erwachsene. In Deutschland litten laut dem AOK-Gesundheitsatlas im Jahr 2023 rund 3,68 Millionen Menschen an Asthma – das entspricht etwa 4,35 % der Bevölkerung.
Ursachen für Asthma
Die Ursachen für Asthma sind vielfältig:
-
genetische Veranlagung
-
allergische Reaktionen (z. B. auf Pollen, Tierhaare, Hausstaub)
-
Infektionen der Atemwege
-
kalte Luft
-
körperliche Anstrengung
-
Zigarettenrauch oder Schadstoffe
-
Stress oder starke Emotionen
Ein Asthma-Anfall kann auch dann auftreten, wenn die Betroffenen ihre Erkrankung bisher gar nicht diagnostiziert bekommen haben. Daher ist es umso wichtiger, bei unklarer Atemnot schnell zu reagieren und mögliche Anzeichen eines Asthma-Anfalls zu erkennen.
Asthma-Anfall erkennen: Warnzeichen
-
Giemende oder pfeifende Atemgeräusche (meist beim Ausatmen)
-
Husten, besonders nachts oder frühmorgens
-
Engegefühl in der Brust
-
Unruhe oder Angst
Sichtbare Atemnot durch Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
Wenn die normale Atmung nicht mehr ausreicht, beginnt der Körper, zusätzliche Muskeln einzusetzen, um die Atembewegung zu unterstützen. Dabei werden zum Beispiel:
-
die Halsmuskulatur sichtbar angespannt
-
die Schultern hochgezogen
-
die Nasenflügel beim Einatmen gebläht (vor allem bei Kindern)
Auch das sogenannte „Bauchpresse-Atmen“, bei dem sich der Bauch rhythmisch mitbewegt, kann ein Zeichen sein. All das sind Hinweise auf eine gesteigerte Atemarbeit – und ein ernstzunehmender Alarm.
Akute Atemnot: Erste Hilfe bei einem Asthma-Anfall
In der akuten Situation kommt es darauf an, Ruhe zu bewahren – denn Panik verschlechtert die Atmung zusätzlich. Helfende sollten die betroffene Person unterstützen und strukturiert vorgehen:
1. Ruhig bleiben – und beruhigen
Sprechen Sie ruhig und klar mit der betroffenen Person. Panik verschlimmert die Atemnot. Vermitteln Sie Sicherheit und unterstützen Sie gezielt.
2. Kutschersitz oder Lippenbremse
Helfen Sie der Person, eine atemerleichternde Position einzunehmen – ideal ist der Kutschersitz (sitzend, mit aufgestützten Armen). Das entlastet die Atemhilfsmuskulatur.
Ermutigen Sie zur Lippenbremse: Langsam durch die Nase einatmen und mit gespitzten Lippen gegen Widerstand ausatmen. So bleibt mehr Luft in der Lunge, und der Gasaustausch verbessert sich.
3. Medikamente – wenn vorhanden
Erkundigen Sie sich, ob ein Notfallspray (z. B. Salbutamol) vorhanden ist und helfen Sie ggf. bei der Anwendung. Das Spray wirkt bronchienerweiternd und setzt in der Regel innerhalb weniger Minuten ein.
Wichtig: Betroffene wissen oft, wie sie das Spray korrekt anwenden. Helfende sollten es nicht „einfach geben“, sondern die Selbstanwendung ermöglichen.
4. Notruf 112 wählen – bei schweren Symptomen
Rufen Sie sofort den Rettungsdienst, wenn:
die Beschwerden trotz Spray nicht besser werden
die Person kaum sprechen kann oder bläulich wird
Bewusstseinseintrübung eintritt
kein Spray vorhanden ist
Beim Absetzen des Notrufs nennen Sie: „Verdacht auf schweren Asthma-Anfall mit akuter Atemnot“.
Was tun nach dem Asthma-Anfall – und wie vorbeugen?
Auch wenn sich die Situation stabilisiert: Nach einem mittelschweren oder schweren Anfall sollte immer eine ärztliche Abklärung erfolgen. Häufig ist eine Anpassung der Dauermedikation notwendig.
Wichtige Maßnahmen zur Asthma-Prävention:
regelmäßige ärztliche Kontrolle
konsequente Einnahme von Dauertherapeutika (z. B. Kortison-Spray)
Vermeidung bekannter Trigger
Teilnahme an Patientenschulungen (z. B. Asthmaschulung nach DMP-Standard)
richtiges Verhaltenstraining für Notfälle
Warum Erste Hilfe hier so entscheidend ist
Es kann lebensbedrohlich sein – vor allem, wenn sie plötzlich auftritt. Ein unbehandelter schwerer Asthma-Anfall kann zur Erschöpfung der Atemmuskulatur, zum Sauerstoffmangel und in extremen Fällen zum Atemstillstand führen. Umso wichtiger ist es, als Ersthelfer vorbereitet zu sein und strukturiert zu handeln.
Unser Erste-Hilfe-Kurs mit Fokus auf Notfallsituationen wie Atemnot kann entscheidende Handlungssicherheit vermitteln – und im Ernstfall Leben retten.
Quellen:
Deutsche Atemwegsliga e. V. (2024): Patientenratgeber Asthma bronchiale. www.atemwegsliga.de
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) (2023): Leitlinie Asthma bronchiale bei Erwachsenen. www.awmf.org/leitlinien