Erste Hilfe Akademie

Wenn Kinder Hilfe brauchen: Erste Hilfe bei Kindern im Ernstfall sicher anwenden

Atemnot bei Kindern richtig erkennen und handeln

Jede Mutter, jeder Vater, jede Erzieherin und jeder Lehrer kennt diese Sorge. Was, wenn ein Kind plötzlich stürzt, sich verschluckt oder hohes Fieber bekommt? Notfälle bei Kindern treffen Erwachsene oft unvorbereitet. Die Situation wirkt bedrohlich. Panik kann aufkommen. Das Herz schlägt schneller, die Gedanken überschlagen sich – was tun?

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Ihr Körper reagiert anders, ihre Bedürfnisse sind besonders. Viele klassische Erste-Hilfe-Maßnahmen müssen bei Kindern angepasst oder ganz anders ausgeführt werden. Gleichzeitig sind Kinder in bestimmten Situationen besonders gefährdet, etwa beim Spielen, Essen oder im Straßenverkehr.

Genau deshalb ist es so wichtig, vorbereitet zu sein. Wer Erste Hilfe bei Kindern kennt, kann in Notfällen schnell und richtig handeln. Ohne zu zögern. Ohne falsch zu reagieren. Denn schon einfache Maßnahmen können im entscheidenden Moment Leben retten oder Schlimmeres verhindern.

In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf es bei der Ersten Hilfe bei Kindern ankommt – mit besonderem Fokus auf das Thema Atemnot bei Kindern. Was sind die häufigsten Notfälle im Alltag? Wie kann man rasch erkennen, ob es sich um einen medizinischen Notfall handelt? Und wie hilft man effektiv – auch ohne medizinisches Vorwissen?

Was Erste Hilfe bei Kindern besonders macht

Anatomische und physiologische Besonderheiten

Kinder haben deutlich kleinere Atemwege, was sie anfälliger für Blockaden (medizinisch: Verlegungen) und Atemnot macht. Schon ein Krümel oder Schleim kann die Atmung stark beeinträchtigen. Ihr Flüssigkeitshaushalt ist instabiler, was bedeutet, dass sie bei Durchfall, Erbrechen oder starker Hitze sehr viel schneller dehydrieren als Erwachsene. Auch ihre Körpertemperatur schwankt leichter: Fieber kann rasch steigen, Unterkühlung bei nasser Kleidung oder nach einem Unfall tritt schneller ein.

Zudem ist das Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift. Infekte verlaufen anders, Fieberkrämpfe sind häufiger. Und auch das Herz-Kreislauf-System ist weniger belastbar. Bei Schock oder Blutverlust können Kinder sehr schnell einen kritischen Zustand erreichen, oft ohne die typischen „Frühwarnzeichen“, die man bei Erwachsenen erwartet.

Altersabhängige Reaktionen und Kommunikation

Ein weiterer zentraler Unterschied ist die Reaktion auf Schmerz und Stress. Kleinkinder können oft nicht genau sagen, was wehtut oder wie sie sich fühlen. Manche Kinder schreien, andere sind völlig still – was fälschlich als „alles okay“ interpretiert werden kann. Schulkindern fehlen manchmal die Worte oder sie schämen sich, über Beschwerden zu sprechen.

Das bedeutet für alle Eltern, Erzieher*innen und Menschen, die Umgang mit Kindern pflegen: Erste Hilfe bei Kindern erfordert viel Beobachtung, Sensibilität und Einfühlungsvermögen. Verhaltensänderungen, etwa Apathie, auffällige Unruhe oder Verweigerung von Nahrung, können Hinweise auf ernste Probleme sein. Schauen Sie also immer genau hin und wissen Sie im Ernstfall, was zu tun ist.

Die emotionale Komponente

Ein verletztes oder krankes Kind ist immer auch emotional herausgefordert. Angst, Trennung von Bezugspersonen oder schlichtes Unverständnis für die Situation können das Verhalten stark beeinflussen. Daher kommt es nicht nur auf medizinisch korrektes Handeln an – sondern auch darauf, kindgerecht Sicherheit, Ruhe und Trost zu vermitteln. Auch das kann lebensrettend sein.

Erste Hilfe bei Atemnot bei Kindern: Die häufigsten Notfälle und Maßnahmen

Atemnot & Verschlucken

Was passiert?

Ein häufiger Notfall bei kleinen Kindern ist das Verschlucken von Fremdkörpern wie Spielzeugteile, Münzen oder Erdnüsse. Dabei können die Atemwege blockiert werden, was zur akuten Atemnot bei Kindern führt.

Was tun?

  • Bei sichtbarem Fremdkörper im Mundraum: vorsichtig entfernen, ohne „blind“ im Rachen zu stochern.

  • Ist das Kind bei Bewusstsein, aber hustet: nicht eingreifen, Husten ist der beste Selbstschutz.

  • Wenn ein Kind plötzlich schlecht oder gar nicht mehr atmet, kann ein Fremdkörper die Atemwege blockieren. Schnelles und richtiges Handeln ist dann entscheidend.

Bei Säuglingen (bis etwa 1 Jahr):
  • Säugling mit dem Gesicht nach unten auf den Unterarm legen, Kopf tiefer als der Körper.

  • Fünf Rückenstöße zwischen die Schulterblätter ausführen.

  • Säugling vorsichtig auf den Rücken drehen.

  • Mit zwei Fingern fünfmal auf den Brustkorb (unterhalb der Brustwarzen) drücken.

  • Rückenstöße und Brustkompressionen abwechselnd wiederholen, bis der Fremdkörper gelöst ist oder das Kind normal atmet.

  • Wird das Kind bewusstlos: HLW beginnen, Notruf (112) absetzen.

Atemnot bei Kindern: Frau mit Atembeschwerden in medizinischer Notfallsituation
Atemnot bei KindernBei größeren Kindern (ab etwa 1 Jahr):
  • Hinter das Kind stellen, Oberkörper mit den Armen umschließen.

  • Heimlich-Handgriff: Faust zwischen Bauchnabel und Brustkorb, mit der anderen Hand schnelle, kräftige Druckstöße nach innen und oben.

  • Stöße wiederholen, bis der Fremdkörper entfernt ist oder das Kind normal atmet.

  • Bei Bewusstlosigkeit: Kind auf den Boden legen, HLW beginnen, Notruf rufen.

Wichtig: Diese Techniken gezielt und korrekt anwenden – am besten in einem Erste-Hilfe-Kurs lernen. Bei Unsicherheit oder Verschlechterung sofort den Notruf 112 wählen.

Fieberkrampf

Was passiert?

Zwischen dem sechsten Lebensmonat und dem fünften Lebensjahr können Kinder im Rahmen von hohem Fieber einen sogenannten Fieberkrampf erleiden. Dabei kommt es zu unkontrollierten Muskelzuckungen und Bewusstlosigkeit.

Was tun?

  • Ruhe bewahren – wirkt dramatisch, ist aber meist ungefährlich.

  • Kind vor Verletzungen schützen, nicht festhalten.

  • Nach dem Anfall: stabile Seitenlage, Atmung kontrollieren.

  • Notruf absetzen, insbesondere beim ersten Auftreten oder Krämpfen über 3 Minuten.

Stürze & Kopfverletzungen

Was passiert?

Kinder toben, klettern, rennen – und fallen. Viele Stürze enden harmlos, doch bei Kopfverletzungen ist Vorsicht geboten.

Was tun?

  • Kind beruhigen, genau beobachten.

  • Warnzeichen: Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Erinnerungslücken, starke Schläfrigkeit, Wesensveränderung.

  • Bei offenen Wunden: Blutung stillen, kühlen, ärztliche Hilfe holen.

Verbrennungen & Verbrühungen

Was passiert?

Heiße Getränke, Herdplatten oder glühende Gegenstände führen regelmäßig zu Verbrennungen bei Kindern.

Was tun?

  • Kleidung entfernen (nur, wenn sie nicht festklebt).

  • Kleinere Verbrennungen: mit lauwarmer Flüssigkeit kühlen, max. 10 Minuten.

  • Keine Hausmittel anwenden.

  • Bei großflächigen Verbrennungen: Notruf wählen, Kind warm halten.

Altersgerechte Kommunikation – so helfen Sie richtig

Kinder reagieren sensibel auf Stress – auch auf den von Helfenden. Achten Sie auf eine ruhige Stimme, Blickkontakt und kindgerechte Sprache. Selbst bei Schmerzen hilft es, wenn Kinder verstehen, was passiert.

Vertrauenssätze wie:
„Ich bin bei dir“ oder „Ich helfe dir jetzt“ – wirken beruhigend und stärken das Sicherheitsgefühl.

Wann sollte man den Notruf wählen?

Rufen Sie den Notruf 112, wenn:

  • die Atmung gestört oder ausgesetzt ist,

  • das Kind bewusstlos wird,

  • starke Blutungen nicht zu stoppen sind,

  • ein Fieberkrampf erstmalig auftritt oder über 3 Minuten dauert,

  • großflächige Verbrennungen vorhanden sind (Gesicht, Genitalbereich),

  • ein Sturz aus großer Höhe erfolgt ist.

Merke: Im Zweifel lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig.

Erste Hilfe trainieren – auch für Kinder

Kinder lernen schnell – auch wie sie helfen können. Erste-Hilfe-Kurse für Familien und Kinder vermitteln altersgerechtes Wissen. Auch Eltern und Betreuungspersonen sollten regelmäßig ihr Wissen auffrischen.

👉 Empfehlung: Erste-Hilfe-Kurse für Kinder & Eltern bei der Erste-Hilfe Akademie Hildesheim
[Hier Kurs buchen]

Fazit: Sicherheit durch Wissen

Erste Hilfe bei Kindern verlangt nicht nur medizinisches Wissen, sondern auch Einfühlungsvermögen. Wer die typischen Notfälle kennt – vor allem Atemnot bei Kindern – und sich bewusst ist, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, kann ruhig, überlegt und wirksam helfen.

Denn oft sind es gerade die ersten Minuten, die entscheidend sind – für die Gesundheit und das Vertrauen eines Kindes.


Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Notfall- und Akutmedizin (DGPN), Leitlinien 2023

Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Handlungsempfehlungen 2024

Translate »