Herzinfarkt erkennen: Warum jede Minute zählt
Ein typischer Morgen – und plötzlich der Notfall
Herr M., 62 Jahre alt, sitzt beim Frühstück, als plötzlich ein drückender Schmerz in seiner Brust beginnt. Zuerst nur unangenehm, dann so stark, dass er kaum noch atmen kann. Er ist blass und schweißnass, sagt kein Wort mehr und sackt in sich zusammen.
Solche Szenen spielen sich in Deutschland jeden Tag ab. Für die Betroffenen zählt ab dem ersten Schmerz jede Minute. Denn wer bei einem Herzinfarkt nicht schnell handelt, riskiert schwere Folgeschäden – oder sogar den Tod.
Was passiert bei einem Herzinfarkt?
In den meisten Fällen ist die Ursache für einen Herzinfarkt ein plötzlicher Verschluss einer Herzkranzarterie – das sind die Blutgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Dieser Verschluss entsteht fast immer durch ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich an einer vorgeschädigten Stelle der Gefäßwand bildet.
Entstehung des Gefäßverschlusses
Solche Vorschädigungen entstehen durch Arteriosklerose – eine chronische Erkrankung, bei der sich Fett, Kalk und Bindegewebe in den Gefäßwänden ablagern und diese verengen. Wird eine dieser verengten Stellen instabil, kann sie aufreißen, und der Körper versucht, die Verletzung zu „reparieren“, indem er ein Gerinnsel bildet. Dieses Gerinnsel kann das Gefäß jedoch vollständig verstopfen.
Folgen für den Herzmuskel
Die Folge: Der dahinterliegende Abschnitt des Herzmuskels wird nicht mehr durchblutet. Er erhält keinen Sauerstoff und beginnt innerhalb weniger Minuten abzusterben. Je länger dieser Zustand anhält, desto größer der Schaden. Das kann die Pumpleistung des Herzens dauerhaft schwächen oder sogar einen kardiogenen Schock auslösen – ein lebensbedrohlicher Zustand. Bleibt der Herzinfarkt unbehandelt, kann es schließlich zum Herzstillstand kommen.
Merksatz der Notfallmedizin: „Time is muscle“ – Zeit ist Herzmuskel.
Symptome eines Herzinfarkts erkennen
Typische Symptome bei Männern
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Plötzlicher, starker Brustschmerz (drückend, brennend, einschnürend)
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Ausstrahlung in linken Arm, Oberbauch, Rücken, Nacken oder Kiefer
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Kalter Schweiß, Atemnot, Übelkeit, starke Schwäche, Angst
Atypische Symptome bei Frauen, älteren Menschen und Diabetiker*innen
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Ungewöhnliche Erschöpfung
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Kurzatmigkeit
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Schwindel, Übelkeit, Erbrechen
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Diffuser Druck im Oberbauch
Achte besonders auf leise Warnzeichen – insbesondere bei gleichzeitigen oder plötzlich auftretenden Beschwerden.
Erste Hilfe beim Herzinfarkt: Was tun?
1. Notruf wählen – sofort!
Rufen Sie unverzüglich die 112 an. Beschreiben Sie die Symptome und Ihren Standort präzise. Nicht abwarten – handeln Sie sofort.
2. Die betroffene Person beruhigen und richtig lagern
Ruhig sprechen
Halb sitzende Lagerung (z. B. mit Kissen im Rücken)
Enge Kleidung lockern
3. Keine Nahrung oder Getränke geben
Auch wenn darum gebeten wird: Keine Flüssigkeit oder Nahrung verabreichen. Gefahr von Erstickung bei Bewusstlosigkeit.
4. Bewusstsein und Atmung laufend kontrollieren
Reagiert die Person?
Atmet sie normal?
Falls nicht: Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW)
30x Herzdruckmassage (100–120 pro Minute)
2x Beatmen oder nur Herzdruckmassage, wenn Beatmung nicht möglich ist
5. Nicht allein lassen – bis Rettungsdienst übernimmt
Beobachten, berichten und unterstützen – jede Info hilft den Rettungskräften!
Fünf häufige Fehler bei einem Herzinfarkt – und wie man sie vermeidet
1. Zu lange zögern
Schon bei Verdacht auf Herzinfarkt: Sofort die 112 wählen!
2. Falsche Lagerung
Für die Wiederbelebung: Harter Untergrund (z. B. Boden), kein Sofa oder Bett.
3. Keine HLW aus Angst
Besser drücken als gar nichts tun – auch ohne Beatmung!
4. Medikamente geben
Nur, wenn vom Patienten mitgeführt und bekannt – sonst nichts verabreichen.
5. Notruf zu früh beenden
In der Leitung bleiben – bis der Rettungsdienst übernimmt.
Nach dem Herzinfarkt ist vor dem Herzinfarkt: Wissen rettet Leben
Als Herr M. zusammenbrach, wusste seine Frau nicht sofort, was zu tun ist – doch sie erinnerte sich an den Erste-Hilfe-Kurs, den sie vor zwei Jahren besucht hatte. Sie handelte entschlossen – und rettete ihm das Leben.
Fazit: Wer vorbereitet ist, kann im Notfall ein Leben retten.
Erste Hilfe lernen – für den Ernstfall vorbereitet sein
Solche Notfälle können jederzeit passieren: auf der Straße, im Büro, zuhause. Frischen Sie Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig auf – es dauert nur einen Tag, gibt aber Sicherheit fürs Leben.